Begleitet von immer wieder teils heftigen gewittrigen Regengüssen ging die Reise über Graz nach Slowenien und nach Maribor, von wo wir dann über die sehr gut ausgebaute Autobahn (nicht gerade billig) in den frühen Morgenstunden des Samstags Zagreb erreichten Bei einer Raststation versuchten wir nun einige Stunden zu ruhen, was uns aufgrund des dort herrschenden Lärms aber nur in Ansätzen gelang. Am Morgen dann weiter ca 400 km in Richtung Belgrad an die serbische Grenze. Dort wurden wir mit unserem Camper einer gründlichen und umfassenden Kontrolle unterzogen - wir könnten ja irgendwo zur Fahndung ausgeschrieben sein. Hatten wir die Paßkontrolle hinter uns, musterte der Zollbeamte uns und unseren Camper mit gestrengem Blick. Da man in Serbien aber nur in der Landeswährung bezahlen kann, erscheint es günstig im Besitz von serbischen Dinar zu sein. Der Import von Dinar ist aber verboten. 70 serbische Dinar entsprechen ca 1 Euro. Aber dieses Verbot des Devisenimports war für uns nur ein theoretisches Problem, denn in Österreich ist es nicht leicht an serbisches Geld zu kommen. Also hieß es an der Grenze Geld zu wechseln. Man sollte zu den Amtsstunden dieser Wechselstube ankommen, denn sonst hat man ein zeitliches Problem und muß warten, bis diese wieder geöffnet hat. Denn ohne serbische Währung kann nicht einmal die Autobahnmaut berappt werden.... Nachdem wir das alles geschafft hatten, ging es weiter über die sehr gut ausgebaute Autobahn nach Nis. An dieser Stelle sei dringend darauf verwiesen, sich genau an die Tempolimits zu halten, da Verstöße dagegen preislich eher ungünstig sind. Auch muß mit Erlebnissen der besonderen Art gerechnet werden, die auf Österreichs Autobahnen eher unüblich sind. Am Pannenstreifen boten immer wieder Gemüse- und Textilhändler ihre Waren feil schon von weitem an den bunten Sonnenschirmen zu erkennen. Obwohl verboten verirren sich auch immer wieder landwirtschaftliche Fuhren auf die Autobahn. Das ist auch einer der Gründe, warum man Nachtfahrten eher vermeiden sollte. Einmal - ich traute meinen Augen nicht - überquerte ein Vater mit seinen beiden kleinen Kindern die Autobahn, um zu den Gemüseständen am Pannenstreifen der Gegenseite zu kommen. Nis durchquerten wir auf einer gut beschilderten 6-spurigen Stadtautobahn in Richtung Skopje und zur mazedonischen Grenze. Hier hieß es nun wieder: Warten. Dieses Mal 2 1/2 Stunden. Wir empfanden das als lange und als Schikane der offenbar allmächtigen Grenzbeamten, da nur fünf Autos vor uns waren. Das übliche Zeremoniell - genaue Inspektion von Reisepaß, grüner Versicherungskarte, Zulassungsschein, Fahndungscomputer, etc. Allerdings wurde uns später von unseren mazedonischen Bekannten versichert, daß wir diese Grenze offenbar in Rekordzeit passiert hätten - deren Tochter wartete dort einmal 15 Stunden....In Skopje befinden sich beidseits der Autobahn neben vielstöckigen Wohnbauten Slums bestehend aus Wellblechbaracken - eine neben der anderen. Hier präsentierte sich der Transit nicht mehr ganz so komfortabel. Auf der Ausfallstraße in Richtung Ohrid wurde offenbar gerade ein Markt abgehalten, der die Straße von vier Spuren auf zwei reduzierte. Hier gab es nur ein sehr langsames Vorwärtskommen, wobei erhöhte Vorsicht angebracht war, denn immer liefen uns Kinder und Jugendliche (Roma) vor das Auto um auf etwas aggressive Weise Geld zu betteln oder ungebeten die Scheiben sauber zu machen. Ablehnung dieser Angebote führt gerne zu Wutausbrüchen, die sich dann zuletzt gerne als Lackbeschädigungen am Auto manifestieren. Weiter ging es immer wieder begleitet von teils sehr heftigen Regengüssen noch ca 40 km über die Autobahn und dann in die mazedonischen Berge. Hier bewegten wir uns nun auf einer recht gut ausgebauten Bundesstraße. Das einzige Problem bestand eigentlich in den unbeleuchteten Tunnels, die auch teilweise um Kurven angelegt sind. Die Gegend präsentiert sich hier zunehmend unbewohnt und sehr bewaldet. Der Gedanke an eine mögliche Panne oder einen Unfall wirkt hier nicht gerade beruhigend. Nach dem Queren von einigen Pässen nahm die Vegetation zunehmend mediterranen Charakter an. In Nord- und Mittelmazedonien sind die Dörfer charakterisiert durch Minarette, die dann auf dem weiteren Weg in den Süden langsam den russich-orthodoxen Kirchen mit ihrem typischen Baustil weichen. Schließlich erreichten wir am 16. Juni um ca 19.30 Uhr Ohrid - eine wunderschöne, blühende Stadt. |
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In einem Cafe (sehr gemütliche Terrasse) am Hafen trafen wir uns mit Bekannten, die in Ohrid beheimatet sind. Mit der dort üblichen großen Gastfreundschaft wurden wir für den nächsten Tag zu einer echten mazedonischen Hochzeit eingeladen. Doch zuerst galt es einen Campingplatz zu finden. Am Westufer des Ohridsees gibt es einen solchen, doch leider öffnet dieser erst zu Beginn der Hauptsaison - am 1. Juli - seine Pforten. In Ermangelung eines Campingquartiers lud uns daher unser Bekannter Herr Pavleski Trifun ein, in seinem Garten unser Wigwam aufzuschlagen. Im Hause der Familie Pavleski wurden wir dann reichlich bewirtet neben bekömmlichem heimischen Wein mit allem, was die mazedonische Erde an Köstlichkeiten zu bieten hat. |
Am nächsten Morgen wird das Brautpaar zur feierlichen Trauung von den Verwandten und befreundeten Hochzeitsgästen abgeholt. Einem mazedonischen Brauch zufolge sind die Gäste und auch deren Autos mit Handtüchern geschmückt. |
Nach feierlichem russisch-orthodoxem Ritual wird die Trauung durch den Popen vollzogen. |
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Unter den Klängen von mazedonischer Volksmusik, die einen eigenartig melancholischen Charakter hat, wird in einem vornehmen Hotel zur Hochzeitstafel geladen. |
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Zeugen vergangener griechischer Hochkultur sind überall in Ohrid zu bestaunen. |
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Am 18. Juni eine Bootsfahrt am Ohridsee. Im Bild das Kloster Sv. Naum. |
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Das Kloster Sveti Naum aus dem 9. Jh. Der hl. Naum war gemeinsam mit dem hl. Kyrill der Begründer der kyrillischen Schrift. Er errichtete dieses Kloster am Südufer des Ohridsees, nahe der Grenze zu Albanien, wo er auch begraben ist. Heute wird dieses Bauwerk, dem ein Hotel und ein Restaurant angeschlossen ist, nur mehr für sakrale Zwecke verwendet. Im Kloster ist das Fotografieren verboten. |
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Mit unseren Freunden und Gastgebern Trajka und Trifun Pavleski in einem gemütlichen Gastgarten am Ufer des Ohridsees. |
Am 19. Juni 2007 nach einem reichhaltigen und gemütlichen Frühstück bei Familie Pavleski brachen wir auf zur nahegelegenen albanischen Grenze. An der Grenzstation, die durch mächtige Schranken gesichert waren, stand im Vollbewußtsein seiner Macht in schwer goldbetreßter Uniform und blitzblank gewienerten Schuhen offenbar der Kommandant der örtlichen Zollwache in all seiner Herrlichkeit und sah mit strengen Blicken umher. Ihn zu fotografieren verbot die mir eigene Ehrfurcht vor der Obrigkeit des Amtes. Mit unnachahmbarer Lässigkeit verwies er Autofahrer, die sich erdreisteten sich vordrängen zu wollen, auf ihre Plätze in der Warteschlange. Reisepaß, Fahndungscomputer, grüne Versicherungskarte und Zulassungsschein wurden penibel betrachtet. 20 Euro mußten als Visumgebühr von uns berappt werden. Nach ca einer Stunde öffnete sich für uns der Schranken und auf ging´s in Richtung Tirana. Die Tempolimits - auf Freilandstraßen max. 80 km/h - waren unbedingt zu beachten. Denn auch albanische Polizisten sind mit Laserpistole bewaffnet. Aufgrund der überwiegend fragwürdigen Qualität der Straßen ist ein höheres Tempo auch nicht zu empfehlen. |
Bei einer kurzen Fotopause knapp vor der Paßhöhe in ca 1600 m Höhe über Meeresniveau hörte ich plötzlich hinter mir: “Ja, Grüß Gott! ....” Ein Niederösterreicher mit seiner Ehegattin auf Radtour von Dubrovnik, über Tirana in Richtung Ohridsee. Diese Leute bewunderte ich. Nach ca vier Stunden durch einsame Täler und kleine Dörfer erreichten wir schließlich die Vororte von Tirana. |
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Eine Stadtrundfahrt - wie sie wir (nicht ganz freiwillig)genossen haben - ist ein Gustostückerl für jeden Autofahrer. Die international gültige StVO ist hier auf den Status einer Empfehlung reduziert. Das Beachten von Vorrangregeln wird als Zeichen der Schwäche ausgelegt. Hochüberladene Pferdefuhrwerke, artistisch auf abenteuerlichen Mopeds transportierte Wohnungseinrichtungen fügen sich mit bulligen Porsches Cayenne in das bunte Straßenbild. Überholt wird vorzugsweise rechts und das wichtigste Utensil eines Fahrzeuges dürfte wohl die Hupe sein. Eigentlich wollten wir Tirana ja nur queren, um auf die Ausfallstraße nach Shkoder zu kommen. Dieses Vorhaben hatte allerdings gewisse Tücken in sich, denn eine Richtungsbeschilderung ist so gut wie nicht vorhanden. Die Hauptverkehrstraße durch Tirana entpuppte sich als gewaltige Baustelle ohne Asphaltbelag, dafür mit bis zu 30 cm tiefen Schlaglöchern, weit über das Niveau herausragende Kanaldeckel und vor allem Staub, der einem veritablen Sandsturm alle Ehre gemacht hätte. Kurzum - wie haben uns hoffnungslos verfahren! An einer Tankstelle befragten wir unkundig der albanischen Sprache in einer sprachhistorisch interessanten Mischung aus Deutsch, Italienisch, Englisch und vor allem mit den Händen ein paar Herren nach dem Weg aus Tirana heraus und nach Shkoder. Sie waren sehr freundlich und hilfsbereit und alle auf einmal versuchten uns das zu erklären. Das einzige Wort, das ich verstand, war: “Zurück”. Also eine erneute Ehrenrunde durch Tirana. Von Shkoder zur Grenze nach Montenegro ging es dann über eine Rumpelpiste, die als “internationale Fernstraße” auf der Karte eingezeichnet war, weiter. Da in unseren Vorstellungen eine internationale Fernstraße ein wenig anders charakterisiert war, glaubten wir uns abermals verfahren zu haben. |
Die Bucht von Kotor in Montenegro, dem Land der schwarzen Berge |
Sveti Stefan |
Mit Campingplätzen ist Montenegro zur Zeit noch etwas schlecht bestückt, doch plötzlich erspähten wir - die Dunkelheit war schon hereingebrochen - ein kleines Schild “Camping”. Der Campingplatz präsentierte sich als etwas größerer naturbelassener Garten, in dem einige Wohnwagen standen. Bei der Einfahrt begrüßte uns ein freundlicher Herr (Aussteigertyp)und erklärte uns, wir mögen uns doch irgendwo hin parken, Rezeption gäbe es hier keine. Also schlugen wir in diesem “Garten” unser Wigwam auf. Er zeigte uns auch gleich ein preislich sehr günstiges Lokal an der Strandpromenade, von dem wir einen wunderschönen Blick über das Meer auf das nächtliche Herzegnovi hatten. Selten hat mir ein kühles Bier so gemundet als an diesem Abend. Zwölf Stunden Fahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca 40 km/h durch Albanien und Montenegro lagen hinter uns!
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Am nächsten Morgen ging es dann weiter über Herzegnovi nach Kroatien. Über Dubrovnik gelangten wir schließlich nach Orebic (auf einer Halbinsel vor Korcula), wo wir beschlossen einige Tage zu bleiben. |
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